Fortsetzung "Tarifa Harbour"

verändert sich hier alle 15 Minuten. Vor der Mittagszeit ist der Felsen von Gibraltar bereits erreicht. Durch eine Frachterarmada hindurch erlebe ich das wüsteste Kabbelwasser über grünblauem Gelände. Die Fähren kommen von allen Seiten, als wollten sie mich fressen und ihr Bug-und Heckwasser sind echt eine Frechheit. Der Wind kommt jetzt klar achterlich und mein GPS zeigt 12 Meilen bis Tarifa. Früh am Tag sind 12 Meilen kein Thema, also entscheide ich mich dafür. Natürlich entscheide ich mich dafür :-)



Meine Karre marschiert, als hätte sie ein Date ... endlich die Fähren hinter mir gelassen ... puuuh! Der Wind legt deutlich zu ... meine Selbstgespräche, um Ruhe in die Crew zu bringen auch. Bin mir nicht ganz sicher ... 6 Meilen sind es jetzt nur noch ... Das Boot hat zuviel Druck und frisst sich bedrohlich weit in die Wellen. "Ruhig Andreas!!!...nimm Druck raus...hol den vorderen Sprit runter!!!" ... Ist übrigens nicht sehr einfach bei dem Winddruck und der Geschwindigkeit. Geht mir das Boot aus dem Kurs, habe ich verloren!!! Keine Zeit mehr für Fehler oder Experimente ... Alles muß hölleschnell gehen und jeder Handgriff beim ersten Mal sitzen. Sprit ist runter ... Hole das vordere Segel mittschiffs ... beobachte ... noch zuviel Druck!!! "Nimm es weg Andreas!!!...Los, das Geflatter ist nicht gut für die Stimmung...viel zuviel Unruhe!!!" Ooooohhhh ... das wird immer mehr hier!!! Die Welle will mich aus dem Kurs schmeißen ... nehme den hintere Sprit auch runter ... jetzt wird es besser und doch liegt hier immer noch der Geruch von Mastbruch in der Luft ... viel zuviel Power. Entscheide mich mit schnellen Handgriffen alles dichtzuholen ... klappt!!! ... Blick aufs GPS ... 8 Knoten!!!!!!!! Das darf doch nicht wahr sein ... Sehe Tarifa kommen ... die Hafeneinfahrt hat keine Einfahrtstonnen in grün und rot!!!???!!! "Wat is dat denn nu???" Soll ich da um dieses Wahrzeichen rum? ... muß wohl ... Nach Back-oder Steuerbord kann ich meinen Kurs nicht mehr ändern ... schießt das Boot quer, is Feierabend ... Hab die Wahl ... Felsen Backbord ... Hafengemäuer Steuerbord ... entscheide mich für die 100 Punkte Marke wie beim Dart. Kurs müsste passen so ... Ohhhhh Gottoooogoootoo ... die Welle läuft vor Land anscheinend auf und dreht vom Rad ... Hüpf ... Spring ... Baller ... links vorbei an der Hafeneinfahrt sehe ich eine Bucht mit Sand ... alles eine Sekundenentscheidung. In den Hafen? Keine Chance!!! ... Sehe keine Köpfe aus dem Wasser gucken ... Brandung ist minimal ... Abflug uuuuuuuuuund .... Fump!!! :-)

Meine Karre sieht aus wie ein Wollknäuel. Alle Tampen hängen sonstwo. Der Wind bläst fürchterlich viel Sand in die Augen hier ... ein Holländer zieht das Boot mit rauf. Das hier ist das zweite Mal, das ich Land unter meinem Fuß als extrem angenehm empfinde. Raus aus den nassen Klamotten ... bin Nackt zwischen den ganzen Leuten ... ist mir total Latte!!! In den nächsten 30 Minuten ist das Boot wieder einigermaßen auf Vordermann ... Bier holen :-)

Heute ist Sonntag der 22.07.2012 Club Nautico Sankti Petri/ 10 Meilen vor Cadiz

Gibraltar-Tarifa mit seinem Levante ist das härteste, was ich durchgemacht habe bisher. Gebrochen hat es mich nicht, aber entschieden wachsamer gemacht. 36 Knoten Wind im Nacken ... man hat es mir danach erzählt.

Ich bin auf dem Weg nach Hause ... "Kurs: Nord-Nord-Nord"!!!