Fortsetzung "Seebestattung"

Wenn man sich in seinem Leben etwas gutes antun will, dann macht man das, was ich hier gerade erleben darf. Der Main ab Bamberg ist der Hammer!!! Stromabwärts würde ich allerdings empfehlen:-) Er ist für jedermann einfach zu befahren und unwahrscheinlich schön über mindestens 300 km. Der Main-Donau Kanal ist von der Natur zurückerobert worden und hat mich total überrascht und von den Socken gehauen. Fahrt ihn von Kehlheim ausgehend Richtung Bamberg. Unglaublich hübsch!!! Die Donau...ja die Donau...kenne ich bereits aus den Liedern, die früher meine Oma auf ihrem Plattenspieler rauf und runter rasselte. Aus kitschigen Familien-Naturfilmen, die wir armen Kinder damals ertragen mussten nach Opas traditionellem Apfel in Stücke schneiden, verteilen und Tagesschau gucken.
Die Wahrheit ist: Über die Donau fährst du jeden Tag und bedankst dich, dass du das erleben darfst. Diese Wolkenbilder, diese Landschaft und die Stimmung kann und will ich garnicht erst beschreiben. Das ist der absolute Hammer!!!...habe jetzt ja auch nur noch 1934,7 km vor mir:-)) Mein System, mich ohne finanzielle Mittel auf diesem Mörderkurs durchzuschlagen, lässt kaum Spielraum für Blicke, Sightseeing und dergleichen. Mein gedanklicher Fokus liegt auf anderen Ebenen, aber ich versuche mich fortwährend zu zwingen diese Schönheit wahrzunehmen.Manchmal allerdings ist sie so gewaltig, dass ich die Segel flattern lasse, um einen Augenblick nur zu sehen...Respekt zu haben. Sie erreicht mich in diesen Momenten von ganz alleine.
Das Fahren auf dem Fluß ist tagsüber sehr einsam für mich. Habe übrigens nach meiner Tour 2008 bereits erwähnt, dass bei meinem System eine Strecke zu bewältigen, der Fortpflanzungstrieb auf wundersame, unerklärliche Weise zu einhundert Prozent außer Kraft gesetzt ist. Das hängt wahrscheinlich mit der mentalen Belastung zusammen, die ich nicht von der Hand zu weisen vermag. Das Blatt scheint sich aber zu wenden, denn auch hier ertappte ich mich, wie ich zwei Schwänen bei einer Nummer zuguckte... einen Tag später am Ufer eine Wäscheleine in das Sichtfeld meines Fernglases rückte, auf der ich vergeblich Damenunterwäsche suchte:-). Vorboten einer Besserung?:-) Natürlich macht man so seine Spielchen in der "enthaltsamen Einsamkeit" und das ist zum Teil wirklich witzig auch in Bezug auf den selbstgesprächsführenden Diskssionsstoff,der außerhalb meiner 0,008747 Meilen Zone wirklich nichts zu suchen hat:-) "Joggerinnen" an der Uferkante?...Habe ich aufgegeben die Nummer:-) Erst guckst du ja...dann (weil ich keine Brille aufhabe) sehe ich was laufen... "oh,hübsch!" denke ich...Fernglas raus!! Ein TYP!!! Meine Kommentare: ööerks...buuh...pfui und ähnlich:-) Wenn es dann mal eine Frau in meinen 12000 zoom:-) geschafft hat, ist es in der Regel eine Wasserleiche, die sich überlegt hat, doch nochmal 5 km zu joggen, bevor sie explodiert. Wenn tatsächlich was hübsches an den Uferkanten entlangbrezelt, verwackelt ein Frachterschwell die Sicht, oder es sitzt eine blöde Fliege vorne auf der Linse!!! Es ist zum heulen:-) bis 2020 habe ich sämtliche Uferkanten auch von diesem verdammten Grünzeug befreit!!!!:-))
Hatte jetzt viele Tage mit Regen und Starkwind. Mein Wetter!! In dieser Region bläst der schlechte Kram aus West und hat mir achterlich voll bepackt schon 10 Knoten beschert. Das ist beachtlich vor dem Wind...will garnicht wissen, was nachher bei halbem Wind vor den Küsten passiert. 2 Nieten hat mich der Spaß schon gekostet bis jetzt. Schleuseneinfahrt unter den Bedingungen ist auch klasse:-)absolut grenzwertig. Irgendwie stauen sich 5 Windstärken direkt vor ihr zu 9 auf mit krasser Welle. Ein Frachter, der vor mir rein soll, schrammt an der gesammten Betoneinflugschneise in die Schleuse ein. Als wir beide festgemacht haben, schaut er zu mir runter, wir wischen uns gemeinsam lachend und symbolisch den Schweiß von der Stirn. Keine Situation ist wie die Andere, du musst immer unglaublich auf der Hut sein bei diesen Manövern.
Die Schleusenmeisterstimmen aus den Sprechkisten, mit denen man sich hier in Österreich sehr zuverlässig zur Schleusung anmelden kann, haben einen durchweg sauberen und freundlichen Klang. Toll!!! Es gibt Länder, in denen das "manchmal" anders ist, aber ich will hier jetzt keine Namen nennen Deutschland:-) Denke viel nach über das, was kommt und stelle fest, dass ich bis hierher mental stärker bin als 2008. In ein paar Tagen geht es für mich in eine mir komplett unbekannte Welt. Es ist sehr spannend und mir geht trotz allem immer ein wenig die Muffe vorher:-) Eins weiß ich ganz sicher...Es warten tolle Menschen auf mich, egal welche Sprache ich da mal wieder nicht verstehe:-)
Fahrtechnisch werde ich immer versuchen mein Limit so nah wie möglich zu erreichen, um festzustellen was ich kann mit diesem Boot...ich werde dieses Wissen und die Sicherheit noch dringend brauchen.

Heute ist Mittwoch, der 06. Juli 2011, in Kuchelau vor den Toren Wiens

...um 19.30 Uhr schipperte ich gestern Abend im Hafen Kuchelau an einem Gummiboot mit zwei Typen vorbei... "habt ihr ein Packet für mich?" ... "Ja, da liegt sowas oben im Büro!" Punktlandung:-)he he

Ein Sponsoringmückenschutzhut der weltbesten, zuverlässigsten, größten Einmannfirma aus der Heizungsbaubranche unseres hohen Nordens. Danke Stefan Schulz:-)

Ich denke immer an euch alle und bin ja bereits auf dem Weg nach Hause:-)