Fortsetzung "Kurzgeschichten"

rückwärts ausfahren kann nach dem Hochschleusen, muss ich also nochmal drehen vor dem Einfahrtsschleusentor ... geht gerade so mit meinem Wendekreis ... 6 min vergangen:-) warte eigentlich nur noch darauf, dass König "Schleusi" durch sein Micro gröhlt und mir die rote Karte verpasst. Fahre gegen die Schleusenwand ...:-) Oh Gott ist mir schlecht ... erste Leiter wieder verpasst ... und da kommt er, der Spruch in Discolautstärke: "der Katamaran wird gebeten an der Schleusenwand festzumachen" ... hätte ihm am liebsten meine komplette Notsignalbatterie in die Kanzel gefeuert!!! Gucke nach oben ... die Schleuse ist in eine wunderschöne alte Fußgängerbrücke integriert ... 100 Zuschauer mittlerweile!!! Mir wird immer schlechter ... kriege die zweite Leiter zu fassen ... Applaus von oben, Frisur im Arsch:-))

Freitag der 10.06.11
Mein Vater und die Jungs kommen heute Abend mit dem Auto in Würzburg an, um mich ein ganzes Wochende zu besuchen. Wahnsinn, dass sie diese Tortour für das Treffen auf sich nehmen. Voller Vorfreude glaube ich bereits, am Donnerstag einen schönen Platz für diesen außerordentlichen Moment gefunden zu haben. Eine kleine malerische Bucht am Main mit Campingplatz und mehreren Ruderclubs. Bin Heute bereits früh unterwegs, um ein Zimmer für meinen Pa zu organisieren. Mein erstes Gespräch in der 2 km entfernten Jugendherberge eskaliert grandios, als ich zu erklären versuche, dass es mit seinen durchaus jugendlichen, neuen Kniegelenken angebracht wäre, ihn hier unterzubringen:-) Letztlich empfiehlt man mir nach unserem verbalen Erguß eine 5 km entfernte Pension ... habe Zeit ... laufen ... wann habe ich das denn das letzte Mal gemacht :-)
Finde die Pension und bin zufrieden. Ich glaube, das ist zumutbar für ihn. Geld will die Herbergsmutter gleich von mir, aber den Stock habe ich ihr schnell mal in die Speichen geschoben:-)
Um 22 Uhr dann der große Moment. Stehe mit Blinklicht oben an der Straße und freue mich unglaublich, als das Auto mit meinen drei Helden anrollt. Mein Pa sammelt gleich die ersten Sternchen, als er mir einen Sixpack Flensburger in die Bauchmuskulatur hämmert. Ach war das schön, die Stimmen und das Gestreite der Jungs spät Abends aus meinem Zelt heraus zu hören. "Grillfleisch" ... GRIIIILLLLFFFLEIIISCH!!! Ich liebe dieses Wort. Der Blick in dieses Wunderland "Kofferaum" und das die Drei da waren, war für mich ein einziger Highfligh. Am nächsten Tag Frühstück, einkaufen und all das, was mir sonst so verwehrt bleibt. Das Portemonaie meines Vaters hat eine schwere Schlacht geschlagen in diesen Tagen:-) Wir drei waren uns sehr einig ... Sightseeing (schreibt man das so?) haben wir auch gemacht ... 250 m an einer alten Burgmauer entlang und der Beschluss war einstimmig ... Grill an!!! Ich glaube wir waren sehr beieinander in diesen Tagen!!!!
Ich könnte zu diesem Wochende weißgott mehr schreiben. Der Moment, als sie am Montag um 11 Uhr von mir wegfuhren, war schwerer, als ich jemals gedacht hätte. Habe eine Stunde gebraucht, bis mein Gesicht wieder einigermaßen trocken war.
Ich lieb euch sehr !!!

Samstag der 18.06.11
Hans der Holländer (Niederländer?) mit seiner 20 Tonnen schweren Marlien liegt vor mir an der Schleuse Bamberg. Er ist in Rente gegangen ... Haus verscheuert, Auto verkauft ... 2 bis 3 Jahre will er jetzt unterwegs sein. Ein feiner Kerl! Wir finden etwas zueinander und schleusen 2 Tage zusammen durch 8 Schleusen mit bis zu 18 m Hub. Unsere Etmale liegen bei ca. 35 km/Tag, 5 Knoten gibt Hans vor und ich halte gut mit. Die Schleusungen kosten uns viel Zeit.
20 km vor Nürnberg die letzte Schleuse an diesem Tag. Ein Frachter fährt aus ... 3 Sportboote ebenfalls. Zwei von ihnen fahren gleich wieder ein in die Schleuse und ich sehe, wie Hans verständnislos mir dem Kopf schüttelt:-) Wir beide fahren hintereinander ein ... das dritte Sportboot hinter mir dann auch wieder. Was das wohl soll? Das dritte Boot liegt direkt hinter mir, ein Haufen Leute darauf scheint interessiert mitzuwirken beim Tampenzurren und umlegen ... das Wasser steigt ... "
Wer seid ihr denn? ... eine vergurkte Managertruppe auf einem Schleusenselbsterfahrungstrip?" ... konnte ich mir nicht verkneifen:-) Ich rechnete nicht damit, dass auch die da ordentlich Pulver zu verschießen hatten. Auch ich musste erklären, wer ich war und fortan beschäfttigte man sich mit lauten Gesprächen über warmen Leberkäse, Knödel und dergleichen, während wir langsam die 18 m hochtrieben.
Die Ärsche:-) Zuguterletzt bot man mir an, den toten Aal für mich aufzufischen, der an uns vorbeitrieb. "Mogst noher a Brodzeit?" fragt mich der Skipper, als wir zur Ausfahrt ablegen. Ende vom Lied: Treffen in Nürnberg in ihrem Yachtclub, 1,5 kg Salami im Boot (leckerste Reste der Brotzeit), Brot, etwas Geld, Benzin ... begeisterte Menschen und tolle Gespräche. Zwei Nächte habe ich hier verbracht. Wow!!! Danke!!!

Heute ist Sonntag, der 19.06.11

Der Abschied von meinen Jungs war schwer, ich habe eine Woche gebraucht um wieder hochzukommen.

Noch 100 km, dann liegen 2200 km Donau vor mir. Ab jetzt geht diese Nummer erst richtig los.

Attacke!!!