Fortsetzung "Kotzi"

Fischer fahren an mir vorbei und grölen: "Zigarra?" Ich antworte: "Ja, nehme ich" :-)! Da kommen da zwei Typen auf mich zu, wie sie krass rumänischer nicht sein können. Pavel mit Hornbrille und sein Bruder Jakob mit ohne Gebiss. Ich kriege tatsächlich eine :-)... gebe ihnen etwas von meinem Schnaps aus Serbien. Beide schütteln sich und waschen sich den Mund mit Donauwasser aus. Wat für Mädchen!!!:-) Wir verstehen einander nur mit den Händen und den Augen ... lachen. Sie geben mir von ihrem Wein aus einer abgeschnittenen Bierdose ... messerscharfe Kanten. Ich kriege mehr und mehr Zigaretten. Natürlich sehe ich ihre Bedürfnisse und entschließe mich, ihnen das Gerät zum Welse locken zu schenken. Die beiden haben mich je 2 Minuten umarmt und geküsst. Als sie nach einer Stunde verschwanden, war ich voller Glück in dieser einsamen Landschaft und habe wieder einmal eine Träne dafür vergossen. Die Nummer hier ist unglaublich krass und emotional. Es ist schwer in Worte zu fassen, hier in meiner jeweils kurzmöglichen Zeit für ein Update. Ein Buch im Anschluss wird immer unausweichlicher. "Immer kommen Boote mit armen Leuten zu uns und fragen um Schnaps und Zigaretten, das nervt ein wenig", haben andere Sportbootfahrer mir berichtet. Ich allerdings habe den Spieß umgedreht und war bisher immer einen Tick schneller im Fragen, funktioniert auch !!! :-)
"Die ständigen Kontrollen der Borderpolice in Rumänien nerven etwas. 3-4 Mal pro Tag ist normal" haben mir andere Sportbootfahrer berichtet. Warum? ... ja warum nur, lasse ich mich mit ihnen Boot an Boot für eine Stunde die Donau runtertreiben um zu reden? ... nehmen sie mich mit an ihre spärliche "Naturepolicestation" am Ufer, um mir die Hälfte von ihrem köstlichen Frühstück zu geben?
Einem einheimischen erzählte ich von diesen Gegebenheiten ... er entschuldigte sich für deren Verhalten :-) "Nee nee Meister, da hast du was falsch verstanden", sagte ich. "Die haben mir gegeben!!!" Ungläubig blickte er mich an. Und doch fährt die Polizei hier für mich einkaufen und knallt sich mit mir abends um 21.30 Uhr Fisch und hochprozentiges rein. Es gelingt mir, unglaublich nahe bei den Menschen zu sein, und dafür bin ich sehr dankbar. Ohne einen Cent auf so eine extreme Reise zu gehen, schafft eine Magie, die anders wohl kaum zu erreichen ist. Rechtes Ufer Rumänien ... links bald Moldavien und kurz danach Ukraine. Ahh, ein Segelboot am linken Ufer. Entschließe mich, Feierabend zu machen bei einem Segelkollegen. Was dann folgte, war das krasseste Friesen/Rumänen-Treffen, was bis zum Donaukilometer 0 am Delta nicht mehr getoppt werden sollte. Der Segler war schon weg, aber da war da noch die Männertruppe nebenan auf Wochenurlaub ... nach zehn Minuten war ich satt ... nach zwei Stunden blau :-). Der Boss, ein wohlhabender Rumäne aus Galati, hat sich vor zwei Jahren eine Personenfähre für 140.000 Euro nur zu dem einen Zweck gekauft: Jedes Wochenende Kumpels einladen und Spaß haben. Und ich mittendrin :-) ... habe mein Zelt auf der Fähre aufgebaut. Das Frühstück am nächsten Morgen sowie diese Männer werde ich mein Leben lang im Herzen behalten. Danke Valerian, Adrian, Serban und all' die Anderen. Rumäniens Männer sind sehr beieinander! Danke für euch!!!
Irgendwo in einem Donauengpass kommt mir ein riesiger Ozeanschlepper unter Volldampf entgegen. Ich weiß, dass diese Bootsform eine große Welle hinter sich herzieht ... hänge meine Klamotten in den Mast ... Oha ... ach du Scheiße ... stehe auf meinem Mittelsteg und kann nicht über die Welle hinwegsehen, die da auf mich zurast. Als sie direkt vor mir ist, denke ich: "Aus, das war's!!!" Es waren 3 Wellen mit einer Höhe von etwas über 2 Metern. Stehe anschließend immer noch auf dem Steg und schreie dem Schlepper mit ausgebreiteten Armen laut hinterher: "Jaaaaaaaaahhhh!!!, ihr nicht ... ihr schafft mich nicht!!!"
Ein unglaubliches Erlebnis und eine unglaubliche Freude über dieses Boot, was ich hier unter meinem Hintern habe. Gestern Abend 17.30 Uhr Ortszeit dann ein wahrlich großer Moment. Donaukilometer 0 ... Ankunft am schwarzen Meer in St. Georghe. Kann noch gar nicht glauben, dass mehr als 4000 Flusskilometer hinter mir liegen.

Heute ist Mittwoch, der 10. August .2011, St. Georghe am Schwarzen Meer.

Rüste mein Boot und meine Ausrüstung heute etwas um für mehr Welle. Morgen früh geht es weiter, wenn der Wind mein Freund ist.

Bei Nils und Torge möchte ich mich in aller Aufrichtigkeit dafür entschuldigen, dass ich so lange fort bin ... und doch aber werde ich euch etwas für euer Leben geben und mitbringen, was ihr für Geld niemals werdet kaufen können.
Ich freue mich unfassbar, euch wieder zu sehen.