Fortsetzung "Mohacs"

Anderem sogar bei einer Ärztin. Auf meine Frage hin, ob ich mich ausziehen solle, verneint sie wild kopfschüttelnd und grinsend. "Unterschrift...hier...genug!!!" Weiter geht`s.
Was in meinen Schriften hier sehr einfach und lustig klingt, ist wohl eine der größten, psychischen Herausforderungen meines Lebens. Einerseits ist es mir irgendwie gelungen, das kindliche Urvertrauen mit hinüber zu schmuggeln in das erwachsen sein. Es gibt mir die Kraft, zu sehen was kommt und das Beste daraus zu machen. Doch der Erwachsene in mir ist immer da und versucht ständig seinen Platz zu erobern und die Oberhand zu gewinnen. Betriebswirtschaftlich, rationell, voller Ängste und Sorgen.Es gelingt mir immer wieder ihm den Boden unter den Füßen wegzureißen, denn "ER" will nach Hause. Das Kind in mir aber will diesen Weg schaffen. In manchen Momenten ist es besonders schwer. Der Strand stinkt...das Zelt...der Schlafsack und ich sowieso. Seit Tagen über 40 Grad und das bißchen Essen, was ich habe schimmelt schneller, als ich essen mag. Kein Geld, kein Benzin...Wind von vorne. Sitze mit Tränen auf meinem Stuhl am frühen Morgen und "ER" will wieder nach Hause. Doch das Kind in mir ruft: "Go Andreas Go!!! Mach dein Boot sauber...und wenn es so ist, dann wirst du heute hungrig paddeln. Du wirst nicht aufgeben, hörst du?" Dann folgen Momente, die meine Seele retten. Ich paddelte mal gerade 30 Minuten, als ein serbisches Motorboot sich nähert. "do you need something?"..er unterbrach mich irgendwo zwischen Punkt 34 und 38:-) mit einem Zeichen, dass ich ihm folgen solle. Ergab mir Essen, zu Trinken, Benzin und eine Packung Zigaretten. Serbien hat wohl den schönsten Donauabschnitt bis hierher und unglaublich tolle Menschen zu bieten, die ich versuche mit meiner ganzen Kraft und Aufmerksamkeit zu erleben. Ivan, mein FREE SHOP Chef aus Veliko Gradiste, lud mich zum Essen ein, gab mir Zigaretten und Benzin. Wir tranken Bier zusammen und für den nächsten Tag auf dem Wasser organisierte er mir zwei Pizzen. "please don`t die in serbia":-) Auch ihn werde ich niemals mehr vergessen.
Einige Sportboote und natürlich auch Frachter kommen mir entgegen. "Gott sei Dank, endlich wieder etwas mehr Europa hier".Bei mir funtioniert das wohl irgendwie andersherum. Es ist mein gutes Gefühl zu den Menschen, dass mich immer Zuhause sein lässt, egal wo ich bin. Erst ein paar Stunden in Bulgarien. Boing pfeift mich die Grenzpolizei an die Kante!! 10 Minuten später bekam ich seine letzten 3 Zigaretten, sein Abendbrot für die Schicht an Bord und Wasser. Einen Augenblick später stellt sich heraus, dass er im Dorf bereits erzählt hat von meiner Ankunft. Ein Mann kommt an den Strand mit Fresspacket. 5 Minuten später der Zweite mit Gurken, Tomaten und Honig. Doch nicht genug...eine Stunde später fährt ein Polizist mit mir einkaufen und lädt mich zu sich nach Hause zum Essen ein. Das war die erste Bierflasche in meinem Leben, die ich nicht am Stück verschlungen habe... 2,5 l :-)

Heute ist Mittwoch, der 27.Juli 20011, in Simeonovo/Bulgarien bei ungefähr Donaukilometer 760. Bei 2460 km bin ich auf die Donau aufgefahren und das Schwarze Meer ist 0.

Ich werde nicht aufgeben, um das Kind in mir siegen zu lassen.
Ich werde nicht aufgeben für alle Menschen, die so sehr bei mir sind, auch wenn ich sie nicht sehen kann.

Ach scheiße, muss immer weinen mensch:-)

So bis zum nächsten Update, ihr Lieben...