Fortsetzung "Bergauf"

nicht Andreas Gabriel, sondern einer, der gerne Heim wollte zu Mama. Vom ersten Moment an dachte ich an meine Signalfeuerpistole, und dann auch wieder daran, dass es nur fünf Schuß waren. Benötigt hätte ich 500:-)
Das kann man mal mitgemacht haben, muß man aber nicht:-)
Um 15 Uhr war ich noch am Leben und flüchtete in eine kleine Bucht ... abends aber beschloss ich, den Rhein zu verstehen ... und das, was sich auf ihm seinen Platz zu erobern versuchte.

Zeitsprung: 9,3 Tage später

...auf meinen Schultern befinden sich jetzt drei große goldene Streifen, und die Kapitäne der Berufsschifffahrt verneigen sich ehrfürchtig, wenn Andreas Gabriel, der "orangefarbene Durchblicker", der "Rheinchecker" und Auschecker bei km 497 nach Backbord in den Main abgebogen, sich nähert!!!
YES, YES, YES! STRIKE!! Ich habe ihn im Sack!!! Nach meinem Tänzchen auf dem Mittelsteg, einem lauten Aufschrei und dieser unglaublichen Schlacht über 300 km auf dem Rhein war ich froh, endlich ein wenig Ruhe zu haben...
...Ruhe für drei Stunden. In einer Sportbootschleuse, die kaum breiter war als mein Kat, schmiss mich eine Boe völlig unerwartet in Fahrt gegen die Schleusenwand. Meine erste große Schadenmeldung ergab Fürchterliches. Die Schwertaufhängung war total verbogen ... in alle Himmelsrichtungen ... wütend über mich selbst, endete dieser Tag sehr spät in Frankfurt Hoechst. Da es keine Zufälle gibt natürlich an einem Anleger direkt neben der Bootsbaufirma Speck. Am nächsten Morgen um 5 Uhr hatte ich alles ausgebaut, um 8 Uhr bereits Rainhard, den Werftchef, in ein Gespräch verwickelt und zwei Minuten später stand ich mit Flex, Schrauber, Bohrer und zusammengesuchten Teilen bereits an einem Schraubstock. Um 9 Uhr 30 war es getan!! Fast wie neu, obwohl ich anfänglich berechtigte Zweifel hatte. Glück gehabt, ich Dussel!!

Meine zweite Kamera will nicht mehr, die Schnecke fährt das Objektiv nicht mehr raus. Habe versucht, sie zu zerlegen, ist aber eher nichts für Grobmotoriker:-) Ersatz ist auf dem Weg (danke Mami und SegelReporter)! Stimmung ist insgesamt ungebrochen gut. Ich bin etwas sicherer als 2008 und das Wasser ist mein Zuhause. Der Zusammenhalt unter Wassersportlern ist grandios. Die größten Flegel auf dem Wasser sind bis jetzt (rein statistisch natürlich) die Motorbootfahrer zwischen 18 und 95 Jahren mit ungeordnetem Elternhaus. Das die noch nicht versucht haben, zwischen meinen Rümpfen durchzufahren, ist ein Wunder! Habe auch schon versucht, die zu ärgern, aber da fehlt mir irgendwie die Macht ... na ja, wie gesagt ... 5 Schuß hab ich ja noch:-)

In Koblenz durch ein großes Becken durch ... fünf Frachter von vorne, vier von hinten ... Fähren von der Seite ... Gondel über mir. Bundesgartenschau!!! Die Promenade voll von Menschen ... und natürlich fällt mir Knallnase nichts Besseres in diesem Chaos ein, als meinen gefürchteten Pfiff loszulassen und auf dem Mittelsteg in Fahrt zu tanzen. Dass mein Pfiff nun so dermaßen hallte, konnte ich nicht ahnen. Ich weiß nicht, wieviele Menschen da ihre Arme hochgerissen und zurückgejubelt haben. Das war ein wirklich wundervoller Moment, den ich sehr genossen habe. Bestimmt wollten mich alle bloß warnen ;-)

Das ich in Oberwesel auf schräge Flitzpiepen traf, für die ich sekundenbruchteilmäßig eine Schublade parat hatte, bestätigt, dass selbst jemand wie ich niemals vorurteilsfrei durch das Leben streift. 10 Minuten später stellte sich heraus, dass ich es mit dem OB der Region Oberwesel und seinen Schergen zu tun hatte. Ende vom Lied: Frühstück mit ihnen am nächsten Morgen in den Weinbergen ... 60 Euro mehr auf Tasche, Riesenwurst, 12 Brötchen und 1,5 l Wein im Staufach, wir haben uns umarmt zum Abschied (nachdem wir uns eine Stunde kannten ;-) Krass!!!
Abends zuvor, als ich mit meinem SegelReporter Andreas John - der eigens aus Hamburg für die neuesten Geschichten angereist war - zu Abend gegessen hatte, wir uns bereits die Jacken anzogen ... kam die Chefin an den Tisch. "Sind sie der Kajakkatamaransegler?" ... Ich:"Ja" ... Sie zu ihrem Mann: "geb denen mal das Geld wieder, ich habe gerade einen Anruf bekommen" ... Fassungslos standen wir einfach nur so da und waren kaum in der Lage zu greifen, wie sehr Menschen teilhaben an dem, was ich mache.

Das alles hier ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt aus vier Wochen. Es ist viel viel mehr passiert ... viel mehr Menschen waren bis jetzt so begeistert dabei! Es entsteht eine Geschichte aus tausenden von Protagonisten. Ich bin nur die Saat :-) Das ist einfach nur der Hammer!!!

Heute ist Mittwoch, der 1. Juni 2011, am Mühlheimer Ruderverein von 1911, der mir primär nur als Gewitterflucht dienen sollte .... klingelts? Richtig: 100 Jahrfeier Morgen und ich habe Fußketten bekommen, bis die Party vorbei ist :-)
"Mit so einer Schüssel auf Europatour hier aufkreuzen und vorher weg? Du spinnst wohl ... du bist unser Eyecatcher für morgen ... und eingeladen!!!"

Ich dreh ab!!!

Freitag geht`s weiter, ich schwöre :-)